(English) zvuKlang. CD Review. Deutschland. Bad Alchemy #80. Februar 2014

LEO RECORDS (Klingskerswell,Newton Abbot)

Author: Rigo Dittmann

http://www.badalchemy.de/

zvuKlang (LR 690) ist doppelt gemoppelt, Klang slawisch plus Klang deutsch, also KlangKlang.
Ein russischer Pianist — ALEXEY LAPIN — und ein gemischter Chor aus Nordrheinwestfalen —
VocColours: bestehend aus Norbert Zajac, Brigitte Küpper, Gala Hummel und dem aus der
Ukraine stammenden Iouri Grankin — improvisieren Nichtlieder aus Vokalklang, Vokalklängen.
Das Quartett, das sich auch schon mal mit Phil Minton verstärkt hat oder mit Lapins Landsmann
Andrei Razin darin schwelgte, Gesangstechniken der freien Vokalisation zu sum¬mieren, bläst
einem mit akustischen Halluzinosen von Namchylak, Katja Cruz und ähnlicher Maulwerkerei den
Hut vom Kopf. Da werden Luft wurzeln bis nach Tuva getrieben, da wird mit absurden Wortfolgen
die ‘Angst vor Gespenstern’ ausgetrieben. Dabei wird dieser Titel als Bordun geloopt, werden
Wörter, die sich ansonsten selten begegnen, in deutsch und russisch rezitiert. Darum herum
dominieren jedoch Laute aus sämtlichen 18 phonetischen Zonen von exo-labial über pharyngal
und glottal bis laminal und apikal. Immer wieder im Chor so rhythmisiert oder dramatisiert,
dass ethnisch-archaisch-folkloreske Anklänge an Schamanen- und Stammesgesänge umkippen
in deren brutistisch-dadaistische Adaptionen und in kasperltheatralische Steigerungen solcher
wilden und ‘primitiven’ Artikulationen. So, dass das kubofuturistische »Zaum« der von
Welimir Chlebnikow und Alexei Krutschonych entdeckten Ur- und Lautlande hörbar wird,
dazwischen aber auch eine blonde Vision von Ys, durchwirkt mit Mouthonschen Mantras,
Mintonschen Simultanübersetzungen aus dem Duckburgischen und jazzpolizeiwidrigem Scatting.
Lapin klimpert dazu, als wäre dieser Vokal-Hurz in Konzertsälen gang und gäbe. [BA 80 rbd]

Seite 34